| - Vorbemerkung: Über die Ereignisse in Köngen während des Dreißigjährigen Krieges gibt es fast keine schriftlichen Quellen. Die besten Informationen liefert das von Pfarrer Friedrich erstellte Begräbnisregister.
- Bis 1627 scheint der Ort Köngen wenig von den Ereignissen des Krieges berührt worden zu sein. Der Ausbruch der Pest in diesem Jahr kann jedoch als Kriegsfolge bezeichnet werden. - Im gleichen Jahr floh der Ortsadlige Johann Friedrich Thumb aus Köngen. Am 24.3. hinterließ er beim Bürgermeister der Stadt Esslingen eine große Truhe mit Geld, Wertsachen und Urkunden. Erst im Februar 1634 ließ er sie wieder ins Köngener Schloss schaffen.
- Nach der Schlacht bei Nördlingen (6.9.1634), bei der die protestantischen Truppen eine vernichtende Niederlage erlitten, "schwärmten die kaiserlichen Soldaten ungehindert mordend, sengend und plündernd aus und kamen dabei auch nach Köngen" (8.9.1634). Die Bevölkerung versuchte zu entkommen und wurde selbst in den Wäldern aufgestöbert und dezimiert. Viele Köngener flohen erfolglos ins Schloss oder nach Nürtingen.
| Informationen aus den Einträgen des Köngener Pfarrers Friedrich in das Begräbnisregister: . | | | - Es gelang ihm nicht mehr, die Toten zu zählen. Er vermerkt: "Den 8., 9., 10. ist der feindliche Einfall geschehen. Sind viele Erwirgte begraben worden, die lang tod in Häusern und Feld gelegen."
- Bericht über Ermordete, die "über die ganze Schlossanlage verstreut" oder "auf dem Feld zu finden waren".
- Pfarrer Friedrich führt weiter aus: "Viele andere, liegen zu Nürtingen viel begraben, darunter meine herzliebe Hausfrauen Anna Bergmannen, welche mit acht Stich ermordet worden und den 12. mit 108 Personen zu grab in großer Gefahr und Unsicherheit getragen worden."
- Bei den Toten handelte es sich fast ausschließlich um Frauen.
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| - Das Eingreifen der Franzosen im Jahr 1635 verschlimmerte noch die Lage der Köngener Bevölkerung. Nicht nur Mord und Brand kamen im Gefolge der Soldateska, auch die Pest wurde wieder eingeschleppt. Die Bücher vermerken: "So nicht von Soldaten traktiert und beschädigt wurden, starben an der Pest 239 anno 1635." Das Schicksal hat es auch mit dem Chronisten, Pfarrer J. K. Friedrich, nicht gut gemeint. Seine zweite Frau starb schon einen Monat nach der Hochzeit an der Seuche. Trotzdem findet er Kraft zu erschütternden Einträgen: "Vier Kinder begraben und eine Tochter. Ein Mann Hungers gestorben. Zwei Weiber begraben und drei Kinder. Ein arm Weib aus Sielmingen Hungers gestorben."
| Dieser Schreckenszeit hat sich naturgemäß auch die Sage bemächtigt. Für Köngen knüpft sie sich an zwei Sühnekreuze, die noch heute am Ortsrand (in der Nähe des Friedhofs) zu sehen sind. Eine Sagenversion berichtet, dass es einem Bauern gelungen sei, sein einziges Pferd lange vor plündernden Landsknechten versteckt zu halten. Als er Ende des Dreißigjährigen Krieges mit seinem Pferd pflügte, wollte ihm ein marodierender Soldat diesen kostbaren Besitz wegnehmen. Beide gerieten in einen erbitterten Streit, in dessen Verlauf sie sich gegenseitig so schwere Wunden zufügten, dass sie noch auf dem Kampfplatz starben. Zum Gedenken an diese Bluttat - so berichtet die Sage - wurden die beiden Sühnekreuze errichtet. An einem der Kreuze ist eine eingemeißelte Pflugschar erkennbar. | |
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| - Anzahl der Toten in Köngen
| Jahr | Tote | . | | 1627 | 46 (durchschnittliche Todesrate = 10) | 1633 | 22 | 1634 | 143 | 1635 | 239 | 1636 | 33 | 1640 - 1648 | pro Jahr max. 10 | | |
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